Hohe Erwartungen an US-Aktien vor Veröffentlichung der Quartalsberichte

LAIQON Kapitalmarkt-Insight von Claus Weber, Geschäftsführer MFI Asset Management GmbH, Marc Möhrle, Head of Equities & Senior Portfoliomanager und Johann-Peter Roßgoderer, Head of Fixed Income & Senior Portfoliomanager, beide ebenfalls MFI Asset Management GmbH. Die MFI Asset Management GmbH ist eine Tochtergesellschaft der LAIQON AG.

Hamburg, 27. Januar 2025.

  • Wir halten unverändert an unserer konstruktiven Grundausrichtung für Aktien fest
  • Die Messlatte für amerikanische Aktien ist vor der Berichtssaison hoch und für europäische Aktien sehen wir Überraschungspotenzial aufgrund der negativen Gesamtstimmung
  • Im Anleihebereich bleibt der Fokus auf Unternehmensanleihen guter Bonität
  • Deutsche Staatsanleihen bleiben trotz des aktuellen Zinsanstieges weiter unattraktiv
  • Europäische Hochzinsanleihen sind historisch teuer bewertet, jedoch zeichnet die konjunkturelle Gesamtlage noch kein Szenario, um eine negative Einschätzung zu rechtfertigen.

Die vergangenen beiden Jahre waren außergewöhnlich für die globalen Aktienmärkte. Der amerikanische Leitindex S&P 500 verzeichnete in beiden Jahren Zuwächse von 25 Prozent und mehr. Seit 1927 gab es diese Entwicklungen nur in den Jahren 1935 bis 1936, 1954 bis 1955 sowie zwischen 1997 und 1998. Neben der positiven Entwicklung an den Aktienmärkten bleibt die Volatilität an den Anleihenmärkten in Europa sowie den USA weiterhin hoch. Die ersten 20 Handelstage des Jahres 2025 unterstreichen die erhöhte Schnelllebigkeit als auch die aktuelle Unsicherheit der Marktteilnehmer: Die 10-jährige Bundesanleihe verzeichnete den schlechtesten Start seit 2013. Chinesische Aktien fielen zwischenzeitlich um mehr als 5 Prozent, wohingegen der EuroStoxx50 Zugewinne von über 5 Prozent verzeichnete. Zusätzlich droht US-Präsident Donald Trump Grönland sowie Kanada und sieht den Panama-Kanal als Eigentum der USA.

Das konjunkturelle Umfeld bleibt herausfordernd – der Konsument als „Last-Man-Standing“
Das US-Wirtschaftswachstum ist weiterhin solide, jedoch bleibt der Konsument der Haupttreiber für die positive Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts der USA. Im 3. Quartal wuchs die US-Wirtschaft auf Jahressicht 3,1 Prozent (siehe Grafik 1). Wobei die Private Consumtion Expenditures (PCE) circa 80 Prozent beitrugen. Die Auftragseingänge samt verarbeitenden Gewerbe bleiben hingegen schwach. Das wirtschaftliche Umfeld in der Eurozone gestaltet sich weiter schwierig. Auch wenn sich die Wachstumsraten auf niedrigen Niveaus stabilisieren, so ist eine Trendumkehr zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu beobachten. Das verarbeitende Gewerbe sowie die Auftragseingänge bleiben auch auf dieser Seite des Atlantiks schwach. Der europäische Konsument zeigt sich weniger resilient, als dies in den USA zu beobachten ist. Die Abwärtsbewegung der Inflationsrate verliert sowohl in den USA als auch in der Eurozone deutlich an Dynamik. Die Produzentenpreise als auch die Energiepreise stiegen zuletzt wieder an. Da die zukünftige Vorgehensweise des US-Präsidenten Donald Trump maßgeblich für die Inflationsentwicklung sein wird, ist die weitere Entwicklung zum aktuellen Zeitpunkt schwer objektiv zu beurteilen.

Die Messlatte für US-Aktien bleibt hoch, Europa mit Überraschungspotenzial
Die fundamentale Situation gemessen an Wachstum und Profitabilität bleibt in den USA unverändert stark, jedoch sind die aktuellen Erwartungen an die Berichtssaison als auch die Bewertungssituation hoch, weshalb wir hier zu einer neutralen Einschätzung kommen. Im EuroStoxx 50 wurden zuletzt negative Gewinnrevisionen gepaart mit einer stagnierenden Margenentwicklung verzeichnet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bewegt sich zwischen dem 2- und 10-Jahres-Durchschnitt. Die negative Stimmungslage gegenüber europäischen Aktien sowie die moderate Bewertung birgt unserer Einschätzung nach kurzfristig Überraschungspotenzial. Die Wertentwicklung der „Magnificent 7“ wurde in den vergangenen Wochen und Monaten von den Anlegern häufig diskutiert und teilweise kritisch hinterfragt. Eine Zerlegung der 12-monatlichen Wertentwicklung dieser sieben Aktien in Gewinnwachstum der letzten 12 Monate, das erwartete Gewinnwachstum in 12 Monaten sowie die Veränderung des Bewertungsmultiples zeigt, dass die Wertentwicklung zum Großteil von realisierten Gewinnen getragen wurde und keine Ausweitung der Bewertung zu beobachten war (siehe Grafik 2). Zusätzlich ist festzuhalten, dass die Bewertung der Mag7 leicht über dem historischen Durchschnitt liegt.

Anzumerken bleibt jedoch, dass die starke Gewinnentwicklung dieses gleichgewichteten Index zu einem erheblichen Teil auf der Gewinnentwicklung Nvidias beruht. Der Gewinn pro Aktie stieg in den letzten 12 Monaten um über 200 Prozent und ist damit für einen Großteil der Gewinnentwicklung auf Indexebene verantwortlich. Ob sich dieses Wachstum auf Dauer so fortsetzen lassen kann, bleibt mehr als fraglich.

Unternehmensanleihen bleiben im Fokus
Auf der Anleiheseite war in den vergangenen Wochen ein starkes „Auspreisen“ von Zinssenkungen zu beobachten. Insbesondere in den USA haben sich die langfristigen impliziten Zinserwartungen deutlich verändert. Im vergangenen Jahr wurden ca. 1,20 Prozent an zukünftigen Zinssenkungen von den Marktteilnehmern ausgepreist. Dies hatte einen direkten Einfluss auf die Steilheit der US-Zinsstrukturkurve. Die Erwartung von lediglich 0,40 Prozent an zukünftigen Leitzinssenkungen in den USA, gepaart mit der aktuellen Einschätzung, dass die Federal Reserve das aktuelle Zinsniveau als restriktiv ansieht, bringt uns zu einer positiven Einschätzung zu amerikanischen Staats- und Unternehmensanleihen guter Bonität (siehe Grafik 3).

Interessant ist zu beobachten, dass sich dieser Effekt in Europa deutlich abgeschwächter feststellen lässt. Die 10-jährige Bundesanleihe bleibt trotz des letzten Zinsanstiegs aufgrund der inversen Zinsstrukturkurve weiter unattraktiv. Es müssten weitere Zinssenkungen vom Markt eingepreist werden, um eine Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe von 2,49 Prozent zu rechtfertigen.

Der europäische Hochzinsanleihen-Bereich bleibt ein attraktiver Renditetreiber, jedoch bewegt sich die Bewertung, gemessen an den Renditeaufschlägen relativ zur Bundesanleihe, auf historisch niedrigen Niveaus. Um eine negative Grundeinschätzung für dieses Segment auszusprechen, müsste sich für uns die konjunkturelle Situation weiter verschlechtern, jedoch wird die Luft für dieses Teilsegment zunehmend dünner (siehe Grafik 4).

Hier geht's zur PDF-Version inkl. aller Grafiken.

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Über die LAIQON AG (vormals Lloyd Fonds AG):
Die LAIQON AG (LQAG, ISIN: 000A12UP29) ist ein stark wachsender Premium Wealth Spezialist mit Fokus auf nachhaltige Kapitalanlagen mit einem verwalteten Vermögen von rund 6,5 Mrd. EUR (Stand: 30.06.2024). Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg und Büros in Frankfurt, München und Berlin bietet institutionellen und privaten Anlegern ein Portfolio aus aktiv- und KI-gemanagten Fonds sowie individuelle Vermögensverwaltung an. Mit seiner KI-Tochter LAIC® und dem selbst entwickelten LAIC ADVISOR® gehört LAIQON zu den Vorreitern für Künstliche Intelligenz im Asset Management. LAIQON setzt auch bei seinen Prozessen und im Datenmanagement auf modernste Plattform-Technologie. Dank seiner voll integrierten Digitalen Asset Plattform (DAP 4.0) kann die LAIQON Gruppe ihren Service vom Onboarding bis zum Reporting voll digital abbilden, skalieren und ihre Produkte und Services Dritten als White Label-Partner zur Verfügung stellen.

Glossar:
LAIC®: LAIC ist eine im Register des Deutschen Patent- und Markenamts eingetragene Wort-/Bildmarke. Die zur LAIQON AG gehörende LAIC-Unternehmensgruppe umfasst die LAIC Vermögensverwaltung GmbH, die LAIC Capital GmbH sowie die LAIC Intelligence GmbH.

LAIC ADVISOR®: Der LAIC ADVISOR ist als Wortmarke im Register der World Intellectual Property Organization (Weltorganisation für geistiges Eigentum) eingetragen. Unter dem Begriff ist der sechsstufige Investmentprozess der LAIC Vermögensverwaltung GmbH zusammengefasst, in dem auch das eigenentwickelte algorithmische System von LAIC zur Portfoliooptimierung integriert ist.

LAIQON: "LAIQON" ist eine Wortmarke der LAIQON AG, Hamburg, die im Register des Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) eingetragen ist. Unser ausführliches Glossar können Sie auch unter folgendem Link erreichen: https://laiqon.com/glossar